Roy Andersson vann härom dagen med sin senaste film En duva satt på en gren och funderade på tillvaron, det första svenska Guldlejonet någonsin vid filmfestivalen i Venedig.
Kort uttryckt handlar den om två försäljare av skämtartikler, men ingen av dem har någon speciell framgång i sitt jobb. Filmen erbjuder mycket komik, absurda skeenden, lakoniska idéer och den börjar med tre scener på temat döden.
Roy Andersson gör V-tecknet i Venedig
ROY ANDERSSON ägnades en stor intervju i den tyska dagstidningen Die Welt, vilken återges här för den bildade, tysktalande allmänheten.
Der schwedische Regisseur Roy Andersson hat mit seinem Film
"Eine Taube saß auf einem Zweig und dachte über ihre Existenz nach"
den Goldenen Löwen der 71. Filmfestspiele in Venedig gewonnen. Stilistisch
ungewöhnlich, beharrt Andersson in jeder Sequenz auf einer einzigen Einstellung
und lässt Menschen auftreten, die mit blass geschminkten Gesichtern an Clowns
erinnern, sich aber absolut überzeugt und ernsthaft geben.
Die Handlung dreht sich um zwei Scherzartikelverkäufer, die in
ihrem Job keinen Erfolg haben. Doch es gibt auch Kneipenkeller, in denen
plötzlich gesungen wird. Außerdem hat Karl XII., der wiederum gerne Milch
trinkt und sich zu Männern hingezogen fühlt, samt seiner Armee einen Auftritt.
Der Film bietet viel Komik, strotzt von absurden, lakonischen
Ideen und beginnt mit drei Szenen zum Thema Tod. Der 71-jährige Regisseur hat
in den letzten 40 Jahren nur fünf Spielfilme, aber sehr viele Werbespots
gedreht.
Die Welt: Kann es sein, dass Sie von den großen Komikern der Filmgeschichte beeinflusst worden sind?
Roy Andersson: Ich schätze Charlie Chaplin und Laurel und Hardy. Das waren für mich von Anfang an Verlierer. Sozial
stehen sie auf der niedrigsten Stufe und versuchen immer wieder die nächste zu
erklimmen. Sie hoffen auf die Mittelklasse, träumen von der Oberklasse und
verlieren immer wieder. Mit sechs oder sieben Jahren habe ich sie zum ersten
Mal wahrgenommen, empfand sie gleichzeitig als lustig und traurig, aber sie
waren immer fantastisch. Ich habe Chaplins Stil kopiert.
Die Welt: Was heißt das genau?
Andersson: Ich arbeite immer nur mit einer Kamera, einer Einstellung
und einer Brennweite. Das war bei Charlie Chaplin genauso. Er hatte die Kamera
immer in einer Position und arbeitete mit Tableaus, die sich bewegten. Ihm
wurde vorgeworfen, dass er sich wiederholt. Er nahm sich das zu Herzen, änderte
sich, scheiterte und kehrte zur festen Kameraposition und den Totalen zurück.
Ich mag diesen Stil und sehe keinen Grund, zu einem anderen zu tendieren. Für
mich haben die heutigen Filme ihre visuelle Qualität verloren. Wenn man im
Museum einen Rembrandt sieht, kann man eine halbe Stunde davor verbringen. An
welche Bilder aus Filmen erinnert man sich noch, und welche will man sich
nochmals ansehen?
Die Welt: Erschaffen Sie diese Bilder alleine?
Vier Jahre lang hat Roy Andersson an dem Film "Eine Taube
saß auf einem Zweig und dachte über ihre Existenz nach" gearbeitet
Die Welt: Der Spaß und die Trauer waren auch bei den
Stummfilmkomikern schon Teil des Konzepts.
Andersson: Das ist bei mir auch so. Es gibt immer zwei Seiten einer
Medaille, und die stecken in allen von uns drin. Ich möchte vor allem Klarheit.
Ich schätze den französischen Soziologen Pierre Bourdieu und einen seiner
Schüler, der später in den USA Gastprofessor war. Ihre Studien waren an den
Strukturalismus angelehnt. Mir geht es sowohl um Klarheit, als auch um
Zeitlosigkeit. Deswegen ist mir die Malerei so wichtig.
Für mich gibt es keine Barrieren zwischen den Zeiten der
Geschichte. So ist auch die Sequenz mit Karl XII. entstanden. Es ist für mich ein Anachronismus, eine
Vermischung der Vergangenheit und der Gegenwart. Er ist ein Symbol der
rechtsgerichteten Parteien und reflektiert die aktuelle Homophobie. Karl XII.
mochte keine Frauen, hatte nur männliche Assistenten und schlief mit ihnen im
Zelt.
Jahrhundertelang wurde diese Seite von ihm in Schweden nicht
bekannt gemacht. Stattdessen hat man ihn als einen Macho dargestellt.
Gleichzeitig geht es mir um eine Internationalität. Es ist egal aus welchem
Land wir kommen, wir sind alle sehr ähnlich. Das ist schön. Man lernt jemanden
vom anderen Ende der Welt kennen, stellt fest, dass man dieselben Dinge mag und
dieselben Gefühle teilt. Man fühlt sich gut oder traurig und hat die gleichen
Wunden. Das muss man bedenken, wenn man an einer Zukunft für uns alle arbeitet.
Ich will kein lokaler Regisseur sein, sondern die ganze Welt erreichen.
Die Welt: So wie Maler auch.
Andersson: Ich schätze die Malerei sehr, vor allem die Bilder des
Deutschen Otto Dix, der seine Erfahrungen aus dem Ersten Weltkrieg in seinen
Gemälden verarbeitet hat, aber auch die von George Grosz. Ihr Stil nannte sich
"Die neue Sachlichkeit". Sie waren deutlich und klar. Heutzutage gibt
es zu viele Aggressionen gegenüber dem klaren Denken.
Die Welt: Muss die Kunst auch wieder klarer werden?
Andersson: Ich bin von Matisse beeinflusst, der ja die Haltung
vertrat, alles, was für das Bild nicht notwendig ist, rauszulassen. Man muss
nur das Allerwichtigste behalten. Das entspricht meinem Stil: aufräumen,
weglassen. Man muss sowohl die Dialoge als auch die Bilder verdichten. Daher
mag ich auch "Warten auf Godot" von Samuel Beckett. Meine Ideen für
Dialoge beziehe ich von ihm.
Die Welt: Verdanken Sie Ihre Ideen auch dem Besuch der
Filmhochschule in Stockholm, die damals von Ingmar Bergman geleitet wurde?
Andersson: Nein, denn er hatte leider überhaupt keinen Humor. Als in
den 60er-Jahren der Vietnamkrieg tobte, protestierten wir Studenten dagegen,
aber er warnte uns davor, damit weiterzumachen. Er setzte mich unter Druck und
sagte, dass ich, wenn ich weiter demonstriere, niemals einen Spielfilm unter
seiner Leitung machen werde. Ich hatte keine Angst vor ihm.
Ich hatte aber große Probleme, denn ich musste das technische
Equipment von der Schule leihen. Zweimal pro Jahr wurde ich in sein Büro
zitiert und spürte, wie sauer er war, dass wir Studenten die Kameras der
Hochschule benutzten und damit auch Bilder von den Demonstrationen gegen den
Vietnamkrieg drehten. Er warnte mich eindringlich, aber manchmal haben
Revolutionen auch etwas Gutes.
Andersson: Ja, mein erster Film war gleich mein größter Erfolg. Die
Jury mochte diese besondere Art der Erzählung. Ich bin kein Freund des linearen
und traditionellen Geschichtenerzählens. Filme mit Geschichten empfinde ich als
langweilig. Man sieht Komplikationen, löst sie, und alle leben glücklich und
zufrieden. Ich möchte über das Verhalten der Menschen erzählen, das ja sehr
reich ist. Ich benutze dafür einen bestimmten Stil, um damit etwas über uns
alle zu erzählen.
Die Welt: Sie zeigen die Menschen immer nur von vorn.
Andersson: Ich mag Profile nicht. So kann man dem Leben besser ins
Gesicht schauen. Außerdem habe ich Angst vor dem Tod, wollte zeigen, wie banal
der Tod sein kann, und mich ein bisschen über diese Angst lustig machen. Eine
Flasche Wein aufzumachen kann ja schon gefährlich sein und unter Umständen zum
Tode führen. Ich sammle Ideen für diese Szenen in der Wirklichkeit, und dann
übertreibe ich sie. Das alltägliche Leben und die Kunst sind meine wichtigsten
Inspirationsquellen.
Die Welt: Mit welchen menschlichen Eigenschaften können Sie am
wenigsten anfangen?
Andersson: Mit Stupidität. Sie ist zumeist ein Resultat von fehlendem
Wissen und fehlender Empathie. Der Holocaust ist für mich das schlimmste
Ergebnis fehlender Empathie. Ich liebe das Leben und die Menschen, aber sie
haben einige Seiten, die ich wirklich hasse.
Die Welt: Seit dem Jahr 2000 sind nur drei Filme von Ihnen
entstanden, und die gelten als zusammenhängende Trilogie.
Andersson: Ich habe nicht von Anfang an eine Trilogie gedacht. Das
hat sich erst später so ergeben. Momentan bereite ich einen weiteren Film vor.
Ich werde ihn den "vierten Teil einer Trilogie" nennen.
En överlycklig Roy Andersson med Guldlejonet i Venedig