onsdag 10 september 2014

Roy Andersson blev som bekant Sveriges första vinnare av Guldlejonet i Venedig

Roy Andersson vann härom dagen med sin senaste film En duva satt på en gren och funderade på tillvaron, det första svenska Guldlejonet någonsin vid filmfestivalen i Venedig.

Kort uttryckt handlar den om två försäljare av skämtartikler, men ingen av dem har någon speciell framgång i sitt jobb. Filmen erbjuder mycket komik, absurda skeenden, lakoniska idéer och den börjar med tre scener på temat döden.



Roy Andersson gör V-tecknet i Venedig

ROY ANDERSSON ägnades en stor intervju i den tyska dagstidningen Die Welt, vilken återges här för den bildade, tysktalande allmänheten.

Der schwedische Regisseur Roy Andersson hat mit seinem Film "Eine Taube saß auf einem Zweig und dachte über ihre Existenz nach" den Goldenen Löwen der 71. Filmfestspiele in Venedig gewonnen. Stilistisch ungewöhnlich, beharrt Andersson in jeder Sequenz auf einer einzigen Einstellung und lässt Menschen auftreten, die mit blass geschminkten Gesichtern an Clowns erinnern, sich aber absolut überzeugt und ernsthaft geben.
Die Handlung dreht sich um zwei Scherzartikelverkäufer, die in ihrem Job keinen Erfolg haben. Doch es gibt auch Kneipenkeller, in denen plötzlich gesungen wird. Außerdem hat Karl XII., der wiederum gerne Milch trinkt und sich zu Männern hingezogen fühlt, samt seiner Armee einen Auftritt.
Der Film bietet viel Komik, strotzt von absurden, lakonischen Ideen und beginnt mit drei Szenen zum Thema Tod. Der 71-jährige Regisseur hat in den letzten 40 Jahren nur fünf Spielfilme, aber sehr viele Werbespots gedreht.
Die Welt: Kann es sein, dass Sie von den großen Komikern der Filmgeschichte beeinflusst worden sind?
Roy Andersson: Ich schätze Charlie Chaplin und Laurel und Hardy. Das waren für mich von Anfang an Verlierer. Sozial stehen sie auf der niedrigsten Stufe und versuchen immer wieder die nächste zu erklimmen. Sie hoffen auf die Mittelklasse, träumen von der Oberklasse und verlieren immer wieder. Mit sechs oder sieben Jahren habe ich sie zum ersten Mal wahrgenommen, empfand sie gleichzeitig als lustig und traurig, aber sie waren immer fantastisch. Ich habe Chaplins Stil kopiert.
Die Welt: Was heißt das genau?
Andersson: Ich arbeite immer nur mit einer Kamera, einer Einstellung und einer Brennweite. Das war bei Charlie Chaplin genauso. Er hatte die Kamera immer in einer Position und arbeitete mit Tableaus, die sich bewegten. Ihm wurde vorgeworfen, dass er sich wiederholt. Er nahm sich das zu Herzen, änderte sich, scheiterte und kehrte zur festen Kameraposition und den Totalen zurück. Ich mag diesen Stil und sehe keinen Grund, zu einem anderen zu tendieren. Für mich haben die heutigen Filme ihre visuelle Qualität verloren. Wenn man im Museum einen Rembrandt sieht, kann man eine halbe Stunde davor verbringen. An welche Bilder aus Filmen erinnert man sich noch, und welche will man sich nochmals ansehen?
Die Welt: Erschaffen Sie diese Bilder alleine?
Vier Jahre lang hat Roy Andersson an dem Film "Eine Taube saß auf einem Zweig und dachte über ihre Existenz nach" gearbeitet
 Andersson: Ich arbeite mit einem Team, zumeist mit Set-Designern. Ich habe vier Jahre lang an dem jüngsten Film gearbeitet. Jede Szene benötigt einen bis zwei Monate. Man muss viel Geduld mitbringen.
Die Welt: Der Spaß und die Trauer waren auch bei den Stummfilmkomikern schon Teil des Konzepts.
Andersson: Das ist bei mir auch so. Es gibt immer zwei Seiten einer Medaille, und die stecken in allen von uns drin. Ich möchte vor allem Klarheit. Ich schätze den französischen Soziologen Pierre Bourdieu und einen seiner Schüler, der später in den USA Gastprofessor war. Ihre Studien waren an den Strukturalismus angelehnt. Mir geht es sowohl um Klarheit, als auch um Zeitlosigkeit. Deswegen ist mir die Malerei so wichtig.
Für mich gibt es keine Barrieren zwischen den Zeiten der Geschichte. So ist auch die Sequenz mit Karl XII. entstanden. Es ist für mich ein Anachronismus, eine Vermischung der Vergangenheit und der Gegenwart. Er ist ein Symbol der rechtsgerichteten Parteien und reflektiert die aktuelle Homophobie. Karl XII. mochte keine Frauen, hatte nur männliche Assistenten und schlief mit ihnen im Zelt.
Jahrhundertelang wurde diese Seite von ihm in Schweden nicht bekannt gemacht. Stattdessen hat man ihn als einen Macho dargestellt. Gleichzeitig geht es mir um eine Internationalität. Es ist egal aus welchem Land wir kommen, wir sind alle sehr ähnlich. Das ist schön. Man lernt jemanden vom anderen Ende der Welt kennen, stellt fest, dass man dieselben Dinge mag und dieselben Gefühle teilt. Man fühlt sich gut oder traurig und hat die gleichen Wunden. Das muss man bedenken, wenn man an einer Zukunft für uns alle arbeitet. Ich will kein lokaler Regisseur sein, sondern die ganze Welt erreichen.
Die Welt: So wie Maler auch.
Andersson: Ich schätze die Malerei sehr, vor allem die Bilder des Deutschen Otto Dix, der seine Erfahrungen aus dem Ersten Weltkrieg in seinen Gemälden verarbeitet hat, aber auch die von George Grosz. Ihr Stil nannte sich "Die neue Sachlichkeit". Sie waren deutlich und klar. Heutzutage gibt es zu viele Aggressionen gegenüber dem klaren Denken.
Die Welt: Muss die Kunst auch wieder klarer werden?
Andersson: Ich bin von Matisse beeinflusst, der ja die Haltung vertrat, alles, was für das Bild nicht notwendig ist, rauszulassen. Man muss nur das Allerwichtigste behalten. Das entspricht meinem Stil: aufräumen, weglassen. Man muss sowohl die Dialoge als auch die Bilder verdichten. Daher mag ich auch "Warten auf Godot" von Samuel Beckett. Meine Ideen für Dialoge beziehe ich von ihm.
Die Welt: Verdanken Sie Ihre Ideen auch dem Besuch der Filmhochschule in Stockholm, die damals von Ingmar Bergman geleitet wurde?
Andersson: Nein, denn er hatte leider überhaupt keinen Humor. Als in den 60er-Jahren der Vietnamkrieg tobte, protestierten wir Studenten dagegen, aber er warnte uns davor, damit weiterzumachen. Er setzte mich unter Druck und sagte, dass ich, wenn ich weiter demonstriere, niemals einen Spielfilm unter seiner Leitung machen werde. Ich hatte keine Angst vor ihm.
Ich hatte aber große Probleme, denn ich musste das technische Equipment von der Schule leihen. Zweimal pro Jahr wurde ich in sein Büro zitiert und spürte, wie sauer er war, dass wir Studenten die Kameras der Hochschule benutzten und damit auch Bilder von den Demonstrationen gegen den Vietnamkrieg drehten. Er warnte mich eindringlich, aber manchmal haben Revolutionen auch etwas Gutes.
Die Welt: Und dann entstand "A Swedish Love Story", der 1970 auf der Berlinale vier Preise gewann.
Andersson: Ja, mein erster Film war gleich mein größter Erfolg. Die Jury mochte diese besondere Art der Erzählung. Ich bin kein Freund des linearen und traditionellen Geschichtenerzählens. Filme mit Geschichten empfinde ich als langweilig. Man sieht Komplikationen, löst sie, und alle leben glücklich und zufrieden. Ich möchte über das Verhalten der Menschen erzählen, das ja sehr reich ist. Ich benutze dafür einen bestimmten Stil, um damit etwas über uns alle zu erzählen.
Die Welt: Sie zeigen die Menschen immer nur von vorn.
Andersson: Ich mag Profile nicht. So kann man dem Leben besser ins Gesicht schauen. Außerdem habe ich Angst vor dem Tod, wollte zeigen, wie banal der Tod sein kann, und mich ein bisschen über diese Angst lustig machen. Eine Flasche Wein aufzumachen kann ja schon gefährlich sein und unter Umständen zum Tode führen. Ich sammle Ideen für diese Szenen in der Wirklichkeit, und dann übertreibe ich sie. Das alltägliche Leben und die Kunst sind meine wichtigsten Inspirationsquellen.
Die Welt: Mit welchen menschlichen Eigenschaften können Sie am wenigsten anfangen?
Andersson: Mit Stupidität. Sie ist zumeist ein Resultat von fehlendem Wissen und fehlender Empathie. Der Holocaust ist für mich das schlimmste Ergebnis fehlender Empathie. Ich liebe das Leben und die Menschen, aber sie haben einige Seiten, die ich wirklich hasse.
Die Welt: Seit dem Jahr 2000 sind nur drei Filme von Ihnen entstanden, und die gelten als zusammenhängende Trilogie.
Andersson: Ich habe nicht von Anfang an eine Trilogie gedacht. Das hat sich erst später so ergeben. Momentan bereite ich einen weiteren Film vor. Ich werde ihn den "vierten Teil einer Trilogie" nennen.


                                     En överlycklig Roy Andersson med Guldlejonet i Venedig